Das Musikleben ist eine verwickelte Angelegenheit: Von Eingestöpseltem, das bei Triolen-Krebsen abstürzt, über avantgardistische Mätzchen, den Papst, die Hochseekuh, die Alm und Monty Python bis zu Gammelfleisch und schwätzenden Kindern ist alles miteinander verwoben. Ich werde darüber ein Oratorium schreiben, Arbeitstitel "Mein G'müt ist mir verwirret...", konzipiert als Hintergundmusik in Dönerbuden, stilistisch irgendwo zwischen Quintparallelen-Gequietsche und polyphoner Collage von Krebsen und Schredder-Geräuschen; das Hauptmotiv habe ich schon.
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Ich habe es ausgewählt, weil es metrisch sehr eingängig ist (ein fortissimo auf dem sechsten 16tel einer Septole läßt auch noch den dümmsten Hörer erkennen, wo der Grundschlag liegt, ebenso ein um ein Triolen-Achtel nachgeschlagenes pianissississimo), vor allem aber wegen seines Ausdrucksgehalts (nach dem Anschwellen der Geige von pppp nach pp ein Pizzicato, das subito forte ist statt allmählich forte, wie es sonst Pizzicati zu sein pflegen). Ich habe nur den Compositeur noch nicht ausfindig gemacht, um ihn um Erlaubnis zu fragen.
Ob man nicht überhaupt mal drüber nachdenken sollte, NUR noch Hintergrundmusik zu schreiben? Warum? Wegen der GEMA! Was ist die Armut EINER Aufführung (falls jemand überhaupt das Glück einer solchen hat) tantiemenmäßig gegen den Reichtum des Dauergedudels im Restaurant, im Supermarkt, im Fahrstuhl, auf Autobahn-Klos, in Telefon-Warteschleifen, beim Zahnarzt! Reich werde ich werden, und dann kauf ich mir einen riesengroßen Schredder und alle avantgardistischen Noten auf, gründe die Erlöse-uns-von-dem-Übel-Partei und werde Kulturbanausen-Minister, verbiete kategorisch jeden Pseudo-Tiefsinn und jede Art von grafischer Notation, jedes intellektuelle Gewäsch ("Lohnt der Aufwand eines Crescendos? Crescendopraxis steckt in Krieg und Frieden, in Arbeit und Erholung, im Morden und Schonen, in Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, in Unterdrückung, in Stimmungen, in Freude, im Zugrunderichten. Crescendi sind nicht wertfrei. Musik verheimlicht ihre Gefährlichkeit, mystifiziert ihren Gebrauch." -- sprach N. A. Huber) und jedes Reden über und jedes Produzieren von Unsinn, es sei denn, er ist von Ringelnatz, Valentin oder Heinz Erhardt.
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Geteilte Bratsche ist halbes Leid.
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