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Regeln für Notensatz

Verfasst: Do Jan 07, 2010 12:44 am
von Burkhard
Wo ich jetzt begonnen habe mit Finale zu arbeiten, stellt sich für mich nun die Frage, ob und was es für Regeln für professionellen Notensatz gibt (z.B. wie verhalten sich Notendauer und Notenabstände zu einander, wie werden Bögen in Bezug auf Notenkopf und -hals platziert, wieviel Abstand sollte zwischen Triolenklammer und Noten sein, u.s.w.). Gibt es Literatur darüber?
Musikverlage haben ja oft einen bestimmten Stil beim Notensatz (eine Edition Peters-Ausgabe z.B. sieht ja immer anders aus, als Noten von Breitkopf). Gibt es irgendwo Informationen, welche Einstellungen ich wählen muss, um in etwa den Notensatzstil zu erreichen, der mir besonders gefällt?

Burkhard

Verfasst: Do Jan 07, 2010 9:28 am
von stefan schickhaus
Hier wurden zwei Buchautoren mit Werken über den Notensatz genannt, Wanske und Chlapik.

Das Aussehen des Notenbildes großer Verlag wird nicht unwesentlich bestimmt durch deren eigenen Notenfont - manche Verlage lassen für verschiedene Werkreihen sogar jeweils angepasste eigene Fonts herstellen. Die du als Externer natürlich nicht in die Hände bekommst und auch nicht verwenden darfst.

Vor allem die Haltebogenführung ist von Verlag zu Verlag sehr unterschiedlich, auch der Schwung der Klavierpart-Klammer. Am besten wäre es, du würdest dir eine Notenausgabe heraussuchen, die dir gefällt, und überträgst dann alle Parameter in ein frisches Finale-Dokument. So lernst du auch das Programm in seinen Details und Einstellungsmöglichkeiten ganz gut kennen.

Verfasst: Do Jan 07, 2010 9:37 am
von Martin Gieseking
Es gibt zahlreiche Notensatzregeln, die aber nicht offiziell standardisiert sind, sondern im wesentlichen zur Zeit des Notenstichs entwickelt und nur innerhalb der Notenstecherwerkstätten gelehrt wurden. Die jeweiligen Regeln waren oft Werksgeheimnis, so dass jede Werkstatt und heute noch viele Verlage ihre eigenen Hausregeln hatten bzw. haben.
Ein Buch, in dem alle Regeln übersichtlich aufgelistet sind, gibt es meines Wissens nicht. Allerdings gibt es einige Bücher, die sich u.a. mit dem Thema befassen -- leider sind fast alle vergriffen und nur noch antiquarisch erhältlich. Hier ist eine kleine Auswahl von Titeln, die mir persönlich gut gefallen:
  • Herbert Chlapik: Die Praxis des Notengraphikers, Wien 1987.
  • William Gamble: Music Engraving and Printing. Historical and Technical Treatise, London 1923.
  • Tom Gerou: Essential Dictionary of Music Notation, Los Angeles 1996.
  • Karl Hader: Aus der Werkstatt eines Notenstechers, Wien 1948.
  • Gardner Read: Music Notation. A Manual of Modern Practice. New York 1979.
  • Ted Ross: The Art of Music Engraving and Processing, Miami Beach 1987.
  • Helene Wanske: Musiknotation. Von der Syntax des Notenstichs zum EDV-gesteuerten Notensatz, Mainz 1988.
Die Feinheiten bringt man sich am besten selbst durch Studieren verschiedener Notendrucke renommierter Verlage, wie Henle, Schott oder Peters, bei.

Verfasst: Fr Jan 08, 2010 11:25 am
von Burkhard
Vielen Dank für Eure Antworten. Ich werde in den nächsten Tagen mal im Buchhandel und in der Bibliothek gucken, was von den genannten Büchern erhältlich ist. Und ich werde Notenausgaben, die mir besonders gut gefallen, gründlich studieren.

Burkhard

Stichregeln

Verfasst: So Mär 07, 2010 5:21 pm
von Ingo
Hallo Burkhard,
darüberhinaus, was Martin bereits geschrieben hat, kann ich Dich nur darin bestätigen, Dir ordentliche Ausgaben z.B. von Peters oder Henle anzusehen, anstatt Geld für unzulängliche Bücher auszugeben, die manchmal lediglich dazu dienen, einen Doktortitel zu erlangen. Was ich an amerikanischer Literatur dazu kenne, ist schlicht unbrauchbar. Am besten sieht man das immer am Klaviersatz (Chopin, Schumann, Debussy) Wenn Du Musiker bist, wirst Du schon gemerkt haben, welche Noten sich einfach gut spielen lassen und welche nicht, auch wenn man nicht gleich erkennt, woran das liegt.
Einige Verlage, besonders aber lebende Komponisten, neigen allerdings zur Ausbildung von Marotten, die man sich nicht zu eigen machen sollte, wenn es nicht der Auftraggeber ausdrücklich verlangt. Ich habe deshalb für jeden Verlag Bibliotheken angelegt wie hier sicher viele andere auch.