Artikulationszeichen (oder Vortragszeichen) ausrichten

Schwierige oder kniffelige Probleme, Feinheiten des Notensatzes etc.
Antworten
Kurt Müller Klusman
Beiträge: 45
Registriert: Fr Jun 18, 2004 11:30 am

Artikulationszeichen (oder Vortragszeichen) ausrichten

Beitrag von Kurt Müller Klusman »

Ich möchte auf einfache Weise Artikulationszeichen wie z.b. Ped, * ausrichten. Ich habe für mich noch keine einfache Lösung herausgefunden.
Kurt Müller Klusman
Benutzeravatar
Tausig
Beiträge: 1870
Registriert: Do Feb 24, 2005 9:20 pm

Beitrag von Tausig »

"Ich habe für mich noch keine einfache Lösung herausgefunden."
Das verbindet uns. Da du von "Ped" sprichst, sprichst du wohl in erster Linie von Klaviermusik. Wenn die nicht ganz simpel ist, dann kenne ich kaum zwei Konstellationen, wo Vortragsbezeichnungen alle auf dieselbe Grundlinie gesetzt werden könnten.
Beispiel 1: Ein "mf" soll für beide Systeme gelten, sollte also möglichst mittig zwischen den Systemen stehen. Aber was ist mittig, wenn die linke Hand drei Hilfslinien überm System hat und die rechte keine?
Beispiel 2: Pedalangaben sollten möglichst auf gleicher Höhe stehen. Aber wie soll das gehen, wenn die Baßnoten, unter denen sie plaziert sind, völlig verschiedene Höhen haben, von im System stehend bis eine Oktave und mehr darunter. Da müßte man die Höhe nach der tiefsten Note richten, aber dann hat man woanders viel zu viel Abstand zwischen Pedalangabe und Noten. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als das differenziert zu handhaben. (Als Modell z.B. mal in die Henle-Ausgabe der Chopin-Nocturnes gucken, da kann man lernen, wie's gemacht wird.)
Ich finde es darum immer noch am einfachsten, die Vortragsbezeichnungen dann, wenn man sie eingibt, auch gleich manuell zu positionieren.

Interessanterweise findet man "Ped" bei Finale in den ARTIKULATIONEN. Aber es ist natürlich kein Artikulationszeichen. Es ist auch keine VORTRAGSBEZEICHNUNG. Es ist eine SPIELANWEISUNG, die man sich -- meiner nie bescheidenen Meinung nach -- sparen kann: Wer mit dem Pedal nicht umgehen kann, dem nützt sie nichts, wer's kann, braucht sie nicht.
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

Windows XP - Finale 2005b - 2012a
musicara
Beiträge: 1023
Registriert: Sa Dez 25, 2004 10:29 pm

Artikulationszeichen/Vortragszeichen

Beitrag von musicara »

Ja Tausig, da hast Du wohl recht, anders kann man es kaum machen. Aber: Die Pedalzeichen für's Klavier sind schon sehr sinnvoll, gehören sie doch zu den wenigen Spielanweisungen, welche der Komponist uns unmissverständlich geben kann. Als ausgebildeter Klavierbediener, der diesen Beruf schon lange ausübt und für sich in Anspruch nimmt das System des Pedals zu verstehen,muss ich sagen, dass ich sie nicht missen möchte. Als Notenschreiber sage ich: Gerade in der neueren Klaviermusik sind sie unverzichtbar.
Rainer von Musicara
Benutzeravatar
Manfred
Beiträge: 817
Registriert: Sa Aug 30, 2003 11:39 pm

Beitrag von Manfred »

Wenn der Komponist ein Ped geschrieben hat, so soll der Notensetzer es nicht weglassen - hugh, ich habe gesprochen.
Ansonsten gebe ich Tausig recht. Einen genormten Ort für Vortragszeichen kann es sinnvollerweise nicht geben. Um sie wenigstens in Partituren einigermassen gleichmäßig angeordnet zu haben, arbeite ich mit kopieren und verschiebe dann mit der Tastatur.
Manfred
Manfreds Notenpool
www.mhoessl.de
Benutzeravatar
Tausig
Beiträge: 1870
Registriert: Do Feb 24, 2005 9:20 pm

Beitrag von Tausig »

"Wenn der Komponist ein Ped geschrieben hat, so soll der Notensetzer es nicht weglassen - hugh, ich habe gesprochen."
Da ist etwas Wahres dran, sofern man so etwas wie Urtextausgaben erstellt. Schaut man sich Traditionelles jedoch an, dann wird man schnell gewahr, daß der Komponist oft mit der Intelligenz des Spielers rechnet. Simples Beispiel, das jeder kennt: Beethovens "Elise", dort findet man am Anfang ein paar originale Pedalangaben und dann keine mehr (falls doch, hat man keine Urtextausgabe). Aber das heißt nun keineswegs, daß man dann das Pedal nicht mehr benutzt, sondern daß Beethoven sich nicht die Mühe gemacht hat.
Und wenn man sich Chopin-Noten anguckt, dann wird man meistens nur 08/15-Angaben finden, selten welche, aus denen man ersehen kann, daß etwas ganz Bestimmtes gemeint ist. Schumann hat's richtig gemacht: ein einziges "Ped" am Anfang hingeschrieben und dann allenfalls noch an Stellen, wo klargestellt werden mußte, daß es durchklingen soll. Wieviel Druckerschwärze hätte die Musikwelt sparen können, wären alle so einsichtig gewesen wie Schumann. Hinzu kommt: So differenziert, wie ein guter Spieler das Pedal einsetzt, kann man's gar nicht aufschreiben. Es gibt ja auch so etwas wie "Fingerpedal", und erst beides zusammen macht ja gutes Pedalspiel aus; aber dieses Zusammenwirken von Finger und Fuß ist nicht notierbar, ohne unleserlich zu werden.

"gehören sie doch zu den wenigen Spielanweisungen, welche der Komponist uns unmissverständlich geben kann"
Nee, aus z.B. obigen Gründen eben nicht. Es ist vielleicht sogar die einzige Spielanweisung, die immer mißverständlich ist, im Gegensatz zu einem "pizz", einem "con sordino", einem "sulla tastiera" oder "una corda". Wenn Beethoven nur am Anfang der Elise das Pedal kennzeichnet, dann mag noch klar sein, daß es in den Reprisen und in ähnlichen Takten natürlich ebenso angewendet wird. Aber was ist mit den Mittelteilen? Hat Beethoven dort vielleicht doch "ohne Pedal" gemeint? Und: Wer das Pedal IMMER GENAU SO benutzt, wie Chopin es vorschreibt, dem könnte man nur bescheinigen: kann nicht mit dem Pedal umgehen.

Das sage ich als, wie Musicara, ausgebildeter Klavierbediener. So steht Bediener-Meinung gegen Bediener-Meinung, und keiner weiß, was das mit Finale zu tun hat. Aber Foren sind ja zum Plaudern da.
Zuletzt geändert von Tausig am Do Aug 04, 2005 8:04 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

Windows XP - Finale 2005b - 2012a
Benutzeravatar
Manfred
Beiträge: 817
Registriert: Sa Aug 30, 2003 11:39 pm

Beitrag von Manfred »

Hast ja recht, Tausig, und wer recht hat, zahlt ´ne Maß.
Kommt ja noch dazu, daß das Pedal bei Beethovens Hammerflügel ganz anders wirkte als bei unseren Flügeln. Und Chopin hatte ja auch keinen Flügel mit solch wuchtigen Bässen.
Und dann könnten wir weitermachen, daß ja auch Piano nicht gleich Piano ist. Bei uns Organisten ists ganz grass, bei französischen Romantikern hat es gar nicht viel mit der Lautstärke zu tun, nur die Stellung des Schwellers.
Aber andererseits ists doch gut, daß das nicht alles nicht so eindeutig ist, müssen wir wenigstens noch denken - und es hat den Reiz, daß jeder ein wenig anders denkt (Manche leider auch gar nicht).
Manfred
Manfreds Notenpool
www.mhoessl.de
musicara
Beiträge: 1023
Registriert: Sa Dez 25, 2004 10:29 pm

Vortragsangaben

Beitrag von musicara »

Jeder von Euch hat recht und ich ganz besonders. Denn, ihr Lieben, verwechselt nicht des Kompositörs ureigenen Willen mit dem der Bearbeiter und manchmal - es treibt einem das Schamrouge towards the Angesicht - dem Unvermögen oder der Faulheit des Notensetzers. Aber ich denke, genug diskutieret über ein Seitenthema, die eigentliche Frage ist immer noch ungelöst.
Manfred, schales Weizen riecht übrigens ähnlich dem Baby-Bäuerlein, das nur zur Erklärung dafür dass ich mich auf Deinen Rat nicht verlasse ("...riechen unterschiedlich"). Ich unterscheide Visuell und Audiophon. Stell dir mal vor, sonst mach ich den Coolschrank auf und schenk mir das Babylein ein... Oder ich windel die Flasche... Unausdenkbar! Oh, das war jetzt quer durchs Forum geantwortet, sorry, gehört zu einem Beitrag in den Grundlagen.
Übrigens, was das Pedalzeichen angeht... Nein!!! Schluss!!! Aus!!!
Man könnte dochmal... also, die Textfunktionen bei Finale...hm, hm...
Morgen vielleicht.
Apropoo ihr aus Hessen oder NI oder HH oder BW, schon gemerkt? Ich brauch diese bescheu...Neue Rechtschreibunk garnixnicht zu beachten, ich bin nämlich aus NRW. Und der Manfred, der hat's auch gut, der ist aus Bayern. Lt. Pisa stehn die Bayern drüber und wir NRW-ler sind zu blöd. Das nennt man eine unheilige Allianz.
Gruß an alle
Rainer von Musicara
Benutzeravatar
Tausig
Beiträge: 1870
Registriert: Do Feb 24, 2005 9:20 pm

Beitrag von Tausig »

Naja, Musicara, so sehr ich deinen Humor schätze (ich selber hab keinen), NUR lallen ist ja nun auch kein Humor. Was wolltest denn sagen?
Daß die neue deutsche Rechtschreibung überflüssig ist? Na, das wissen wir doch alle. (Als humorloser Mensch kann ich mir nicht verkneifen, ein Beispiel zu nennen: "aufwändig", weils von von "Aufwand" kommt? Aufwand aber kommt von aufwenden, das wiederum kommt aus dem mhd. und hieß nie "wanden")
"Jeder von Euch hat recht und ich ganz besonders."
Das siehst du falsch, wahr ist: Jeder hier hat recht, und ICH ganz besonders. Daß das wahr ist, weiß ich mit so sicherer Gewißheit, daß du der nichts entgegensetzen kannst; es ist Realität, und Realität ist ein Zustand, der durch Mangel an Weizen entsteht...
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

Windows XP - Finale 2005b - 2012a
musicara
Beiträge: 1023
Registriert: Sa Dez 25, 2004 10:29 pm

Artikulatoinszeichen

Beitrag von musicara »

Also Tausig: DU hast recht. So sei es. Was hast Du gegen Lallen? "Lasst euer Lallen froh erschallen / lasst es hallen und beim Wallen Freude bringen / für uns Allen." (Aus einem alten Choral - wobei hier für "Pilgern" das "Wallen" steht, das widerrum kommt von Wälle überfluten und deutet auf eine Herkunft des Textes aus einer Küstenregion; das "Allen" erscheint zunächst rätselhaft falsch, erklärt sich aber aus der - vermutlichen - Übertragung aus dem Platt-Europäischen (ist nämlich keine nur Deutsche Sprache, wurde an der ganzen Küste verstanden) und kömmt von "Aal tosamm" = Alle.
Übrigens bin ich Weintrinker und trink Weizen nur in Gesellschaft, d.h. verhältnismäßig selten.
Frohes Schaffen allerseits.
Rainer von Musicara
Benutzeravatar
Manfred
Beiträge: 817
Registriert: Sa Aug 30, 2003 11:39 pm

Beitrag von Manfred »

Das mit dem Lallen ist schon ok, du singst halt dann dem Baby ein lullaby. Und von diesem wallen kommen dann auch die Wellen, die man also in der neuen Rächtschreibung (kommt von Rache) Wällen schreibt. Aber die ist mir sowieso egal, ich gehe nicht mehr in die Schule und lese bevorzugt Spiegel und SZ. Aber das mit dem aufwändig verstehe sogar ich, das kommt von der Wand, gegen die man bei solchen Operationen häufig stößt. Womit wir zwanglos wieder bei Finale wären.
Manfred
Manfreds Notenpool
www.mhoessl.de
Benutzeravatar
Tausig
Beiträge: 1870
Registriert: Do Feb 24, 2005 9:20 pm

Beitrag von Tausig »

Wallen "widerrum kommt von Wälle überfluten und deutet auf eine Herkunft des Textes aus einer Küstenregion"
Der Text kommt aus dem Wallfahrtsort Schlüttsiel an der nordfriesischen Nordseeküste, dort hat der Deichgraf ihn, im Fuße des Deiches vergraben (der Text, nicht der Deichgraf), gefunden, als er bei dem Versuch, um eine Bisamratte einen Legatobogen zu schlagen, in eine Quintole fiel, die das Meer ausgehöhlt hatte. Er konnte sich gerade noch an einem Doppelstrich festhalten, fiel aber tief genug, um mit der Nase auf eine Pianorolle zu stoßen, auf der dieser Text fein säuberlich im Jazzfont eingestanzt war, allerdings nicht -- hier irrt Musicara -- in Platt-Europäisch, sondern im friesischen Final-Esperanto (unter Fachläuten auch "Slentando in motu contrario" genannt), einer Art Hochsprache, die durch Stimmenzusammenfassung mit nachfolgender Transposition der 17 regionalen Dialekte zustande gekommen war. Liszt, der bekanntlich ja sehr gläubig war, hat später über eben diesen Text sein berüchtigtes "Walle, Dobermann" geschrieben (von Spöttern bisweilen zu "Lalle, Dobermann" verwallhornt.)
Geteilte Bratsche ist halbes Leid.

Windows XP - Finale 2005b - 2012a
Antworten