Unisono mit Punktierung

[Thomas Hauber]

Immer wieder kommt es mal vor, dass zwei Noten in zwei Ebenen unisono gehen. Problematisch wird es, wenn diese Noten punktiert sind. Sind die Noten in einem Zwischenraum, vereinigen sich beide Punkte. Liegen sie dagegen auf einer Linie, bekommt jede Note seinen Punkt.
Frage: gibt es eine einheitliche Regel, ob also bei Unisono-Noten generell ein oder zwei Punkte geschrieben werden. Wenn nur ein Punkt die Lösung ist, wo kommt er bei Noten auf den Linien hin - oberhalb oder unterhalb der Linie?

[Tausig]

Wanske nennt einige Beispiele mit doppelten Punkten, ich selber habe schon Ausgaben mit solchen und ohne solche gesehen, so daß man wohl nicht sagen kann, daß es 'falsch' sei. Wie in so vielem bleibt also nur, es selber nach Gusto zu entscheiden. Mein Gusto mag die doppelten Punkte nicht und hält es für inkonsistent, EINEM Notenkopf ZWEI Punkte zu verpassen. Ich positioniere den, beiden Stimmen gemeinsamen, Punkt im oberen Zwischenraum.

[Thomas Hauber]

Danke, Tausig, für die Antwort.
Noch eine Frage dazu: wie gestaltest du die Punktezusammenführung bei halben oder ganzen Noten? Bei kleineren Notenwerten kann man den überschüssigen Punkt ja im Notenkopf verschwinden lassen - was allerdings den erheblichen Nachteil hat, dass man beim Stimmenauszug höllisch aufpassen muss, diese Arbeit wieder rückgängig zu machen.

[MassMover]

Das „Verschwindenlassen“ im Notenkopf ist schnell gemacht, aber sicherer ist es, bei 400% oder höherer Zoomstufe den einen Punkt exakt über den anderen zu schieben. Im Stimmenauszug ist er dann evt. verschoben (wenn man ihn vergisst), aber niemals verschwunden.

MM

[Ingo]

Die Stichregel ist: für jede Stimme ein Wertpunkt, wenn der Notenkopf auf der Linie liegt – nur einer im Zwischenraum. Das macht Finale ausnahmsweise mal richtig.
Helene Wanske ist nun wirklich keine Autorität in Sachen Notenstich.

[Tausig]

Die Stichregel ist ...

WESSEN Stichregel, Ingo?
Außerdem verstehe ich nicht, was du damit sagen willst:

Helene Wanske ist nun wirklich keine Autorität in Sachen Notenstich.

Denn Helene Wanske bestätigt ja deine Stichregel und schreibt wörtlich:

Für 3/4-Notenwert in beiden Stimmen müßte man konsequenterweise notieren:
[folgt Notenbeispiel mit doppelten Punktierungen].
Schriftliche Fixierungen einer namhaften Stecherei bestätigen diese Annahme; ...

Allerdings schreibt sie: "müßte", nicht "muß"; leider nennt Wanske die namhafte Stecherei nicht. Notensätze vieler anderer Stechereien widerlegen die Annahme, und bei Albert C. Vinci darf man lesen:

Auseinander gehalste Unisono-Noten auf geteiltem System benötigen für beide Noten nur EINEN Augmentationspunkt, ...

Die einen sagen so, die anderen sagen's anders; und zum Schluß gibt es nur eine einzige Wahrheit, und die heißt Pustekuchen.

[Ingo]

Auf Pustekuchen können wir uns meinetwegen einigen. Für mich ist der Leipziger Notenstich maßgebend, nicht nur, weil ich das dort gelernt habe, sondern weil er mir am plausibelsten und logischsten erscheint. Das muß nicht für andere gelten. Hier wurde nach Regeln gefragt, und eine Antwort wie "die einen sagen so, die anderen so" ist für den Fragenden wenig hilfreich. Die Wertpunktregel besagt ja gar nichts Neues, ganz unabhängig von unisono: Bei nach oben gehalsten Noten auf der Notenlinie erscheint der Punkt im darüberliegenden, bei nach unten gehalsten im darunterliegenden Zwischenraum; bei Notenköpfen im Zwischenraum natürlich in demselben, was ein Zusammenfallen beider Punkte bedingt, andernfalls erhielte man ja eine mißweisende Doppelpunktierung. Daß man bei verschiedenen Notenwerten in beiden Stimmen (etwa Viertel gegen punktierte Viertel) genauer hinsehen muß, ist das geringere Übel.
Mit meiner Bemerkung über Frau Dr. Helene Wanskes Buch meine ich genau das, was ich gesagt habe. Mir ist aber auch kein wirklich überzeugendes Buch zum Notenstich bekannt.
Ein ganz anderes Problem ist, was Finale alles anstellt, wenn man etwa eine Stimme oder auch nur Pausen aus einem mehrstimmigen System wieder entfernt: meist muß man danach Untersatz, Halsrichtung, Wertpunkte, Bögen usw. erneut richten, was z.B. bei Stichnoten extrem lästig und zeitraubend ist.

[Tausig]

Auf Pustekuchen können wir uns meinetwegen einigen. Für mich ist der Leipziger Notenstich maßgebend ...

Denn einigen wir uns mal auf Pustekuchen UND Leipziger Notenstich -- angehängtes Notenbeispiel stammt von Peters (ältere Ausgabe der Chopin-Balladen):
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